Night World - Retter der Nacht by Smith Lisa J

Night World - Retter der Nacht by Smith Lisa J

Autor:Smith, Lisa J.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt Verlag
veröffentlicht: 2011-01-24T00:00:00+00:00


Phillip war schon halb zu Hause, als ihm einfiel, dass er die Tüte mit Poppys Preiselbeersaft und dem Kirscheis verloren hatte. Poppy hatte in den letzten zwei Tagen kaum etwas gegessen, und wenn sie mal Appetit hatte, dann auf etwas ganz Ausgefallenes.

Ja, dachte er, als er im Wal Mart zum zweiten Mal bezahlte. Alles, was sie in letzter Zeit wollte, war rot und mindestens halb flüssig.

Merkte Poppy das überhaupt?

Wieder zu Hause, ging er in ihr Zimmer.

Er musterte sie, als er ihr ein Eis am Stiel gab. Poppy verbrachte inzwischen die meiste Zeit im Bett.

Und sie war so blass und still. Ihre grünen Augen waren das einzig Lebendige an ihr. Sie beherrschten ihr Gesicht und glitzerten fast fiebrig.

Cliff und ihre Mutter sprachen bereits darüber, Krankenschwestern einzustellen, die sie rund um die Uhr betreuen sollten.

»Magst du das Eis nicht?«, fragte Phil und zog einen Stuhl ans Bett.

Poppy betrachtete das Ding voller Abscheu. Sie leckte kurz daran und verzog das Gesicht.

Phillip beobachtete sie.

Sie leckte wieder. Dann steckte sie das Eis in eine leere Plastiktasse auf ihrem Nachttisch. »Ich weiß nicht - ich bin nicht hungrig.« Sie lehnte sich in die Kissen zurück. »Tut mir leid, dass ich dich umsonst losgeschickt habe.«

»Keine Ursache.« Mensch, sieht sie krank aus, dachte er. »Kann ich noch etwas für dich tun?«

Mit geschlossenen Augen schüttelte Poppy den Kopf. Es war eine kaum wahrnehmbare Bewegung. »Du bist ein guter Bruder«, sagte sie abwesend.

Sie war immer so lebhaft gewesen, dachte Phil. Dad hatte sie seinen kleinen Wirbelwind und Miss Hunderttausend Volt genannt. Sie hatte so viel Energie ausgestrahlt.

»Ich habe heute James Rasmussen getroffen«, sagte er plötzlich, ohne es zu wollen.

Poppy erstarrte. Ihre Hände auf dem Bettlaken formten sich zu Fäusten, nein, zu Klauen. »Der lässt sich hier besser nicht mehr blicken!«

Etwas war unterschwellig falsch an ihrer Reaktion. Sie passte nicht zu ihr. Poppy konnte ausflippen und richtig wütend werden, aber Phil hatte noch nie dieses raubtierhafte Fauchen in ihrer Stimme gehört.

Plötzlich sah er ein Bild vor seinem geistigen Auge. Eine Kreatur aus dem Film »Die Nacht der lebenden Toten« stolperte mit herausquellenden Innereien umher. Ein Zombie, so wie James’ Miss Emma.

Würde das wirklich passieren, wenn Poppy jetzt starb? War sie bereits so sehr verändert?

»Ich kratze ihm die Augen aus, wenn er es wagt, herzukommen«, kreischte Poppy, und ihre Hände machten auf der Bettdecke knetende Bewegungen wie die Pfoten einer Katze.

»Poppy, er hat mir erzählt, wer er wirklich ist.«

Komisch, sie zeigte keine Reaktion darauf.

»Und ich habe ihm gesagt, dass du niemals so werden willst wie er.«

»Das will ich auch nicht«, antwortete Poppy kurz. »Nicht, wenn das bedeutet, dass ich bis in alle Ewigkeit mit ihm herumhängen muss. Ich will ihn nie wiedersehen.«

Phil starrte sie einen langen Moment an. Dann lehnte er sich zurück, schloss seine Augen und rieb sich mit den Daumen die Schläfen, hinter denen ein heftiger Schmerz pochte.

Nein, es war nicht nur unterschwellig. Er wollte es nicht wahrhaben, aber Poppy war seltsam geworden. Irrational. Wenn er darüber nachdachte, verhielt sie sich immer seltsamer seit der Stunde, in der James aus dem Haus geworfen worden war.



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